„Culture Kitchen“ am Altstadtfest

Projekt will Flüchtlinge integrieren, Eichstätts Esskultur bereichern und einen Preis gewinnen

Eichstätt (EK) Es herrscht Hektik in der Küche der Berufsschule Eichstätt. Die deutschen und geflüchteten Jugendlichen bereiten das exotische Menü vor, ehe die Teller mit den vier verschiedenen Gerichten serviert werden. Das Projekt „Culture Kitchen“ probt für das Altstadtfest am 2. Juli.

Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr fördert das Integrationsprojekt „Culture Kitchen“ in Kooperation mit dem Kreisjugendring erneut das Kennenlernen und den Austausch von Auszubildenden und Flüchtlingen der Berufsschule Eichstätt. Und dieses Mal gibt es für die Beteiligten sogar die Chance, eine Fahrt nach Berlin zu gewinnen: „Culture Kitchen“ nimmt am Jugendintegrationswettbewerb der Bertelsmann Stiftung „Alle Kids sind VIPs“ teil. Ein Video der gemeinsamen Kochstunden soll die Jury von deren Engagement überzeugen.

Für die Verantwortlichen und Jugendlichen ist der Wettbewerb allerdings nebensächlich. Die Hauptaufgabe besteht darin, die Flüchtlingsklassen, die separat unterrichtet werden und in der Regel unter sich bleiben, besser zu integrieren. „Die Berufsschüler und Flüchtlinge können sich beim gemeinsamen Kochen in einer lockeren Atmosphäre kennenlernen, wo am Ende mit dem Essensstand am Altstadtfest auch etwas herauskommt“, sagt Initiatorin und Organisatorin Andrea Scheiblhuber.

Ein Teil der gemischten Gruppe, angeleitet von Sozialpädagoge Andreas Wurtinger, bereitet die Dekoration und Information des Verkaufsstandes vor: Die Schüler kreieren Pfandmarken, Speisekarten, ein Banner mit dem Schriftzug „Culture Kitchen“ und drei verschiedene Buttons. „Das Motiv mit der Tasse hat Baltullah gemalt“, sagt einer der Auszubildenden. Der junge Mann, der aus Afghanistan geflohen ist, stimmt bescheiden zu.

Während an den Accessoires fleißig weitergearbeitet wird, beginnen in der Küche die letzten Schritte der Zubereitung, bevor die Jugendlichen selbst das Ergebnis ihrer Kochkünste kosten dürfen. Das Fazit der Generalprobe fällt positiv aus: Das Essen schmeckt gut, alleine die Größe der Portionen bietet noch Verbesserungspotenzial. Doch genau dafür gab es den Test vor dem Altstadtfest, kein Grund zur Panik.

In das Menü fließen – neben den Tipps von Sternekoch Philipp Sochatzy – vor allem das Wissen und der Erfahrungsschatz der Flüchtlinge ein. „Es werden für das Altstadtfest ausschließlich Gerichte aus dem arabischen und persischen Raum gekocht“, erklärt Scheiblhuber. Samosa, Köfte, Chapati und Pilaw heißen die vier Gerichte, die die Eichstätter am 2. Juli zusammen als Menü am Pater-Philipp-Jeningen-Platz probieren können. Sechs Euro kostet die Symbiose von Teigtaschen aus Pakistan, Lamm-Hackfleischbällchen aus dem arabischen Raum, indischem Fladenbrot und orientalischem Reis, für deren Zubereitung die normalen Supermärkte in Eichstätt nicht ausreichten. Manche Produkte wie Ghee, eine besondere Form von Butterschmalz, bekam man nur im Asia Markt in Ingolstadt. Ab 17 Uhr verkaufen deutsche Schüler wie Flüchtlinge gemeinsam das etwas andere Menü am Samstagabend. Einen weiteren Höhepunkt wird der 20-minütige Bühnenauftritt von Flüchtlingen unter der Leitung von Musiklehrer Christian Hübner darstellen. Die jungen Männer spielen afghanische Musik auf der Tabla. Ab 21.45 Uhr sorgt das Trommelkonzert für Unterhaltung in der Halbzeitpause des dritten Viertelfinales der Europameisterschaft in Frankreich.

Klassische deutsche Gerichte wird „Culture Kitchen“ am Altstadtfest nicht anbieten. Mit „Obatztem“ hat die gemischte Gruppe zwar schon ein traditionelles bayerisches Schmankerl zubereitet und probiert. Allerdings sieht das Team um Scheiblhuber keine Notwendigkeit, seinerseits etwas Derartiges anzubieten. „Wir wollen die für die Herkunftsländer typischen Gerichte kochen. Da die deutschen Gerichte schon ausreichend vertreten werden, wollen wir das Altstadtfest mit der Esskultur bereichern, die jetzt auch Teil von Eichstätt ist.“

Von Benedikt Schimmer, Eichstätter Kurier

02.06.2016