Geistlicher Impuls

Heute kommt er zu uns, zu mir.

Gedanken zum Palmsonntag von Rosalia Walter, Geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

Wieder einmal stehen wir am Anfang der heiligen Woche, der Karwoche, und werden in den kommenden Tagen auf das Leiden, das Sterben und die Auferstehung Jesu schauen. Eine große Bandbreite an Emotionen liegt vor uns: Erwartung, Jubel, Wehmut, Abschied, Angst, Verzweiflung und Liebe. All dies ist uns sehr vertraut, genauso wie die Ereignisse des Palmsonntags. Er zeigt uns wie schnell der Jubel der Menschen und die Fröhlichkeit der Welt von heute auf morgen umschlagen können in äußerste Einsamkeit und Bitternis.

Jesu Einzug in Jerusalem ist exemplarisch und offenbart wie ER uns Menschen entgegenkommt, immer schon, von Anfang an:

  • nicht in der goldenen Wiege, sondern in der Futterkrippe;
  • nicht wie der reißende Wolf, sondern wie das gewaltlose Lamm;
  • nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Esel;
  • nicht in exquisiten Speisen, sondern im einfachen Brot;
  • nicht nur im Glanz, im Glück, im Erfolg, sondern auch in Enttäuschungen und Tränen, im Schrei der Gottverlassenheit und im bitteren Tod.

So kommt Jesus uns entgegen: einfach, menschlich, sanft, verwundbar.

Damals ist Jesus in Jerusalem eingezogen. Heute kommt er zu uns, zu mir. Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“ (Mt 21,9) riefen damals die Menschen, die von Jesus berührt waren. Während die Menschen, die sich von Jesu Botschaft bedroht fühlten schrien: „Ans Kreuz mit ihm!“ (Mt 27,23).

Es gibt keinen Grund vor ihm Angst zu haben. Weil Jesus ganz menschlich zu uns kommt, zu mir kommt, öffnet sich mein Herz. Im Hymnus bitten wir: Sieh uns an und heile uns durch deinen Blick. Dein Blick löscht Fehl und Sünde aus, in Tränen löst sich unsere Schuld. Ja, sieh dir ruhig alles an und halte in jeden Winkel meines Herzens Einzug mit deiner Gnade, deinem Licht und deinem Frieden.

Jesus kann ich alles zeigen und anvertrauen:

  • das helle, schöne Wohnzimmer, das ich gerne herzeige,
  • aber auch die Abstellkammer mit dem Gerümpel vergangener Erlebnisse
  • und den Keller, wo die Gefangenen meiner Seele hausen: Enttäuschungen, Verwundungen, Trauer, Ängste, Misstrauen, meine Armseligkeiten, Schuldgefühle und Sünden...

Egal, was auch geschieht, in Gott und seiner Liebe sind wir geborgen, selbst in Krankheit, Leiden, Schmerz und Tod.  Dieses Vertrauen wird den Menschen geschenkt, die Jesus in ihr Herz einziehen lassen und ihren Weg mit Jesus gehen, dem Guten, dem Verratenen und Einsamen, dem Leidenden und dem Sterbenden und dem, von dem Menschen seit 2000 Jahren sagen: er ist wahrhaft auferstanden.

Lassen wir Jesus am heutigen Palmsonntag in unser Herz einziehen. Vertiefen wir in den kommenden Kar- und Ostertagen unsere Beziehung zu Jesus Christus, dem Auferstandenen. Er ist der Sohn Gottes für uns. Er spricht die Menschen an, wendet sich uns zu und begleitet uns. Die Feier der österlichen Tage stärke in uns das Bewusstsein: Christus ist präsent in der Welt.

Friedensgebet

A: „…ohne Gott kein Friede und kein Glück!“

V: Guter Gott, gewaltlos aber nicht ohnmächtig suchen wir nach Frieden. Du selbst lädst uns ein, den Frieden anzunehmen, den Du uns angeboten hast. Lass uns zu Menschen werden, die Vorurteile aus dem Weg räumen, die bereit sind, die Fehler einzugestehen und Andersdenkende verstehen zu wollen.

A: „…ohne Gott kein Friede und kein Glück!“

V: Der Unfriede in dieser Welt beginnt in uns, in unserem Herzen, in unserem Denken. Hilf uns, das Geschenk des Friedens zu entdecken. Stärke auch durch uns die Menschen, die sich für den Frieden einsetzen. Gib uns Kraft und Geduld für den Umgang mit Unrecht. Schenke uns Deinen Geist, den Geist der Weite und der Liebe, den Geist, der uns zum Frieden anleitet.

A: „…ohne Gott kein Friede und kein Glück!“ V: Dein Friede verlangt von uns mehr, als dass wir nichts gegeneinander haben. Er ist nicht tatenloses Zusehen wie sich Unrecht vermehrt. Du willst nicht, dass wir uns vor dem Bösen ducken, Friedfertigkeit mit Gleichgültigkeit verwechseln. Friede wird, wenn wir uns einsetzen für das Gute, wenn wir deine Gegenwart in dieser Welt leben, wenn wir handeln aus deiner Liebe.

A: „…ohne Gott kein Friede und kein Glück!“ Amen.

V: Bleibe mit uns auf dem Weg des Friedens.

A: Amen.

Gebet: Weihbischof Josef Holtkotte (ehem. Bundespräses), Kolpingwerk Deutschland, Köln, 2018 Zitat: „…ohne Gott kein Friede und kein Glück!“ nach Adolph Kolping 

Gebet für EINE/SEINE Welt

Glaubende Menschen sollten überlegen, wie sie eine beständige
Bewegung für Entwicklung und Menschenrechte in der
Welt bilden können. Dies ist gewiss dringlicher als manches
andere. Hier geht es um Fragen der Gerechtigkeit, der Ethik
und der Freiheit. Dazu brauchen wir unsere eigenen Wurzeln
im Glauben, Kommunikation in unserer Gesellschaft und die
Bereitschaft, den Reichtum der Verschiedenheit zu entdecken.


Mein Gebet für EINE / SEINE Welt ist ein Gebet für das Miteinander
unterschiedlicher Menschen und Religionen in unserer
Gesellschaft, und damit ein Gebet für den Frieden.


Es stärkt die eigene (Glaubens-)Überzeugung und nimmt jeden
Menschen in Schutz gegen Machtbesessenheit, Fundamentalismus,
Fanatismus, Terrorismus und Rassismus.


Das Gebet drückt das Suchen und Finden des EINEN Gottes
und unsere gemeinsame Verantwortung für SEINE Welt aus.
Der Glaube an Gottes Gerechtigkeit, an seine Güte und Barmherzigkeit
verbindet glaubende Menschen. Dieses Gebet möge
das friedliche Miteinander aller Menschen stärken.


Gebet und Gedanken: Bundespräses Josef Holtkotte, Kolpingwerk Deutschland,
Köln, 2017