„Die Kraft der Gemeinschaft“ - Impuls zum 1. Mai 2020, Festtag vom Hl. Josef, dem Arbeiter

In diesen Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie wird auf die dramatischste Weise deutlich, wie sehr Erwerbsarbeit für die Mehrheit der Menschen überlebensnotwendig ist.

Was im Bereich der Sorge- und Pflegearbeit schon lange offensichtlich ist, wird der Weltgemeinschaft derzeit schmerzhaft noch klarer vor Augen geführt: Ohne Arbeit droht häufig der Tod.

Tagelöhner haben keine Ersparnisse. Ohne Arbeit haben sie nichts zum Leben. Arbeitende in der informellen Wirtschaft, die in vielen Ländern des Globalen Südens die Mehrheit der Erwerbstätigen ausmachen, fallen unter keine Kurzarbeiterregelungen oder Schutzschirme. Wer als Kleinbauer noch die Versorgung der eigenen Familie mit dem Nötigsten bestreiten kann, ist gegenüber den Landlosen in den Städten im Vorteil. Aber auch für die Bauern fallen Absatzmärkte und Einkommen weg.

Die sozialen Sicherungssysteme in Europa und einigen anderen Ländern der Welt, die wirklich überlebenssicher gegen Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit schützen, sind mühsam erstritten worden. Erkämpft von Frauen und Männern, die sich in Gemeinschaft zusammengetan haben, um auf diese Weise stärker zu sein.

Der Selige Adolph Kolping hat in seinen Publikationen Raum für Autoren gegeben, die sich auf der Grundlage ihres christlichen Glaubens für starke Assoziationen, für Gemeinschaften von Arbeitenden mit dem Ziel des wechselseitigen Schutzes stark gemacht haben. Sein Werk selbst ist noch heute ein lebendiges Zeugnis der Kraft der Gemeinschaft. Es war neben anderen sein Wirken, das die erste Sozialenzyklika 1891 von Leo XIII. vorbereitet hat. Der Papst sah darin (Nr. 36): „In der Vergangenheit haben die Korporationen von Handwerkern lange Zeit eine gedeihliche Wirksamkeit entfaltet. Sie brachten nicht bloß ihren Mitgliedern erhebliche Vorteile, sondern trugen auch viel bei zur Entwicklung und zur Ehre des Handwerkes, wie die Geschichte dessen Zeuge ist.“ Auch heute gilt, was Papst Leo XIII. zum Ende des 19. Jahrhundert schrieb (Nr. 37): „Es ist die Beschränktheit der eigenen Kräfte, die den Menschen stets von selbst dazu antreibt, sich mit andern zu gegenseitiger Hilfe und Unterstützung zu verbinden.

Der 1. Mai ist eine Erinnerung an die Kraft der Gemeinschaft. Nicht allein an die Kraft der Gewerkschaften, sondern an alle Vereinigungen und Verbände, die das Ziel haben das Leben und die Arbeit der Menschen zu verbessern. Für Adolph Kolping war dies im Gesellenverein eine Lebensaufgabe. Für uns in den Kolpingsfamilien in aller Welt bleibt die Solidarität, die er uns gelehrt hat, lebendiger Auftrag über alle Landesgrenzen hinweg.

Möge der Heilige Joseph uns bei der Erfüllung dieses Auftrags allezeit begleiten.

 

Dr. Markus Demele
Generalsekretär KOLPING INTERNATIONAL

 

29.04.2020