Brückenbauer zwischen den Kulturen

Qualifizierungskurs erfolgreich beendet – Verleihung der Zertifikate an die Kulturdolmetscher beim Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk
Die frisch gebackenen Kulturdolmetscher mit dem Vorsitzenden des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerkes, Andreas Birzer (rechts) und Kursleiter Patrick Jean-Baptiste (zweiter von rechts).

Eichstätt Neun Frauen und Männer zeigten sich stolz und glücklich zugleich: Soeben hatten sie aus den Händen des Vorsitzenden des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerkes (KEBW), Andreas Birzer, ihre Zertifikate empfangen. Ab sofort stehen sie ehrenamtlich Menschen zur Seite, die sich in Deutschland integrieren wollen und oft mit den kleinen Widrigkeiten des Alltags kämpfen müssen.

Beim Festakt zum Abschluss des Qualifizierungskurses Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment versammelten sich neben den Teilnehmern und ihren Angehörigen Landes- und Kommunalpolitiker/innen, Integrationsbeauftragte und Kolpingvorstandsmitglieder. Alle wollten jenen die Ehre erweisen, die sich nach wochenlanger Vorbereitung auf die Tätigkeit als Kulturdolmetscher der Öffentlichkeit präsentierten. Den Auftakt der Grußworte übernahm Ordinariatsrätin Barbara Bagorski, die auf die biblischen Grundlagen für ein gutes Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen verwies. Dr. Claudia Pfrang, Mitglied des Landesvorstandes der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Bayern, machte in ihren Ausführungen deutlich, warum sie gemeinsam mit anderen den Qualifizierungskurs aus der Taufe gehoben hat. Migration und Inklusion als Megathemen der Gesellschaft erfordern eine große Offenheit aller Beteiligten, so Dr. Pfrang, um Teilhabe und Mitgestaltung zu ermöglichen. Außerdem sparte die Direktorin der Domberg-Akademie Freising nicht an Lob für die Kompetenz des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerkes, das stets offen dafür ist, sich an der Umsetzung landesweiter Projekte vor Ort zu beteiligen. Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel brachte mit Zitaten des seligen Adolph Kolping den Dank an die frischgebackenen Kulturdolmetscher dafür zum Ausdruck, dass sie „das Herz zum Pfande“ für ihre wichtige Aufgabe einsetzen. Wie sehr ihm das Herz aufgegangen sei, als er zum ersten Mal seit langem wieder bayerische Blasmusik live hören konnte, sagte Bernhard Sammiller als stellvertretender Landrat. Er lobte die Möckenloher Bläser unter Leitung von Dominik Harrer und sprach damit sicher allen Anwesenden aus der Seele. Zu den Absolventen gewandt sagte Sammiller: „Physikalisch betrachtet baut man Brücken oft von zwei Seiten aus“; er machte mit dieser Aussage und einem Zitat des englischen Dichters John Donne deutlich, dass niemand eine Insel sei und die Brücke zur Kultur des jeweils anderen von beiden Seiten aus gebaut werden kann. Martina Edl überbrachte schließlich die Grüße des aus persönlichen Gründen verhinderten Oberbürgermeisters Grienberger und der Integrationsbeauftragten des bayerischen Landtags, Eva Gottstein. Die dritte Bürgermeisterin der Stadt Eichstätt zeigte in ihrem Grußwort auf, an welchen Stellen die Kulturdolmetscher künftig ihren Einsatz finden können: Kindergärten/-Krippen, Schulen, Alten- und Pflegeheime, Familienberatungsstellen u.v.m.

Nach einem weiteren Musikstück kamen die Hauptpersonen zu Wort: Maria Georgekian und Faisal Seddiqi erzählten stellvertretend für ihre Kurskolleg/innen von ihrer Motivation, den Kurs zu belegen und davon, wie intensiv die Zusammenarbeit in der Gruppe war – trotz der Einschränkungen, die die Hygieneregeln und Schutzvorschriften zur Abwehr von Covid-19 mit sich brachten. Georgekian, die 2015 nach Deutschland kam, gewann die Herzen der Zuhörer als sie sagte: „Mein Papa war mein erster Kulturdolmetscher“ und Seddiqi sprach von den Schwierigkeiten, die man als Fremder im Land als erstes zu spüren bekommt: Viele, völlig unverständliche Formulare und unendlich lange Wartezeiten. Auf die von ihm gestellte Frage, wie Elemente der Kultur vermittelt werden müssen, gab er selbst eine Antwort, die nachdenklich stimmt: Lernen, zuzuhören – auf das Problem konzentrieren – nicht die Person bewerten. Wie stolz die beiden Absolventen ihren Kursleiter mit diesen Aussagen machten, wurde deutlich, als Patrick Jean-Baptiste über die Normen und Werte referierte, die breiten Raum im Kurs einnahmen. Herr Jean-Baptiste rief dann die neuen Kulturdolmetscher vor das Auditorium und Andreas Birzer gratulierte und überreichte die Zertifikate. Nach dem obligatorischen Gruppenbild und dem Dank an alle Gäste lud KEBW-Geschäftsführer Ewald Kommer zum „gallery walk“. Die während des Kurses erstellten Projektarbeiten konnten besichtigt und mit den Erstellern besprochen werden. Mit der musikalischen Begleitung der Möckenloher Bläser und einem Imbiss kam es mit dem gebotenen Abstand zu guten Gesprächen. Interessenten, die mit einem Kulturdolmetscher in Kontakt kommen möchten, wenden sich bitte an: Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk, Barbara Flieger, bflieger@bistum-eichstaett.de, 08421/50584.

Fotos: Flieger

27.07.2020

Faisal Seddiqi (am Rednerpult), Kursleiter Patrick Jean-Baptiste und Maria Georgekian erläutern den Gästen die Kursinhalte und die Motivation der Teilnehmer für die Kursteilnahme und ihre Tätigkeit als Kulturdolmetscher.

Der Vorsitzende des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerkes, Andreas Birzer, überreicht das Zertifikat an Elyas Haidary. Die Blume überreicht die stv. Geschäftsführerin des Kolping-Bildungswerkes, Eva Dremel. Kursleiter Patrick Jean-Baptiste assistiert am Rednerpult.