Osterimpuls

Diözesanpräses Msgr. Dr. Stefan Killermann hat einen Osterimpuls verfasst.

Der italienische Schriftsteller Carlo Levi erzählt einmal von seinem Zwangsaufenthalt im Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Dorf in Süditalien. Tag und Nacht war er dort unter der Kontrolle von Soldaten, die ihn bewachten. Es war ihm streng verboten, das Wohngebiet des Dorfes zu verlassen. Einmal aber wagte er sich bei seinem Spaziergang über den Ortsrand hinaus. Sofort waren Soldaten zur Stelle und befahlen ihm strengstens zurückzukehren. Auf seine Frage: „Wie weit darf ich gehen?“, gaben sie ihm zur Antwort: „Bis zum Friedhof! Weiter nicht!“. Als er das hörte, musste der Gefangene laut lachen, und er entgegnete: „Da habt ihr recht. Weiter als bis zum Friedhof kommt keiner. Auf dem Friedhof ist der Weg für alle zu Ende. Der Friedhof ist der Endpunkt des Lebens“.
Die Botschaft von Ostern aber lautet anders: Christus ist auferstanden und lebt. Christus hat durch seinen Tod auch unseren Tod besiegt. Wer an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Der Friedhof ist daher nicht der Endpunkt des Lebens. Es gibt noch etwas, was nach dem Grab kommt.
Das ist es, wodurch wir Christen uns von denen unterscheiden, die nicht glauben. Wir Christen haben die Hoffnung und Zuversicht, dass unser Leben über den Friedhof hinausgeht. Wir Christen erwarten, wie wir im Glaubensbekenntnis bekennen, die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Wer an Christus glaubt, braucht den Tod deshalb nicht zu fürchten. Wer an ihn glaubt, weiß: Der Tod ist nur die vorletzte Station unseres Lebens. Wer an ihn glaubt, hat keine Wächter um sich, die ihn nur bis zum Friedhof gehen lassen. Mit Christus gehen wir über den Friedhof hinaus.

 

Bild: Friedbert Simon
In: Pfarrbriefservice.de

04.04.2021