Mit Kindern über den Krieg sprechen

Und nach Corona kommt der Krieg… Krieg ist ein schwieriges Thema und oft verbunden mit Angst machenden Bildern oder Informationen, sowohl für uns Erwachsene, aber auch für Kinder.

Kinder spüren es, dass gerade etwas Schlimmes passiert, das uns allen Angst macht und das die Bezugspersonen um sie herum belastet.

Daher ist es sehr wichtig mit Kindern darüber zu sprechen.

Zeit lassen, zuhören, Kinder ernst nehmen

Kinder denken oft ganz anders als wir. Unsere Ängste sind nicht ihre Ängste. Es ist wichtig, dass wir Kinder nicht mit unseren eigenen Ängsten überfordern. Gerade im Vorschulalter gibt es noch stark phantasiegeprägtes, aber auch magisches Denken. Fragen Sie Ihre Kinder, was ihnen konkret Sorgen bereitet. Ein Satz wie "Du musst keine Angst haben" ist dabei nicht hilfreich. Kinder fühlen sich verstanden, wenn sie hören: „Ja, mir ist auch nicht wohl bei der Sache. Ich verstehe dich, wenn du Angst hast. Ich habe auch manchmal Angst.“ Manche Sorgen von Kindern können entkräftet werden, wenn man darüber spricht und sie den Kindern erklärt. Nichts ist schlimmer, als die Kinder ihren Phantasien zu überlassen, denn wenn sie keine Erklärung bekommen, blühen die Phantasien und Ängste.

Die richtigen Worte finden

Die Wahrheit muss unbedingt dem Alter angepasst werden. Mit Pubertierenden kann über Krieg rational und offen gesprochen werden, mit einem fünfjährigen Kind nicht. Kurze und einfache Antworten sind oft hilfreicher als eine weitschweifende Erklärung. Je konkreter die Aussagen, desto einfacher können Kinder sie nachvollziehen.

Nicht verharmlosen – Keine zusätzlichen Ängste auslösen

Dass der Krieg furchtbar ist, haben viele Kinder längst erkannt und ist eine Tatsache. Sie sollten ihn daher nicht verharmlosen, sondern so ehrlich wie möglich, dem Alter angemessen, mit Ihren Kindern sprechen. Kinder sind sehr empathisch, für sie ist manches noch schrecklicher als für uns Erwachsene.

Ehrlich sein

Kinder spüren rasch, wenn Ihnen etwas vorenthalten wird und fühlen sich dann u. U. betrogen oder ausgegrenzt. Erklären Sie ggf., warum Sie auch selbst besorgt oder traurig sind, damit Kinder Ihr Verhalten und Ihre Stimmung einordnen können.  Wenn es eine Frage gibt, die Sie nicht beantworten können, gestehen Sie dies ganz ehrlich ein.

Kindgerechte Beispiele aus der Lebensrealität des Kindes heranziehen

Für kleinere Kinder (Vorschulalter und frühes Grundschulalter) sollte der Konflikt anhand eines konkreten Beispiels aus dem Umfeld besprochen werden. 

Man kann zum Beispiel sagen, dass da ein „Bestimmer“ ist, der, ähnlich wie der Soundso in der Kita, Streit sucht, anderen droht und nicht mit sich reden lässt, obwohl viele versuchen, mit ihm einen Kompromiss zu finden. Das würde man ja auch vom Kind Soundso kennen, dass es selbst die Erzieher manchmal nicht schaffen, dass es zur Vernunft kommt. Und dieser „Bestimmer“ sei im Moment so wütend, dass er niemandem mehr zuhört. Und dass jetzt fast alle total sauer auf ihn sind und er deshalb sicher bald aufhört, weil alle versuchen, ihn zu überzeugen, dass es doch Sinn macht, sich wieder zu vertragen.

Hoffnung machen – Sicherheitsgefühl stärken

Bei älteren Schulkindern, die bereits wissen, was Waffen sind und auch den Begriff Krieg kennen, könnte man als Eltern erklären, dass Erwachsene im Streit oft schlimmer sind als Kinder und dass es im Moment einen „Bestimmer“ eines Landes gibt, der einfach nicht aufhören will und unbedingt gewinnen möchte in der Auseinandersetzung. Dass aber fast alle Länder der ganzen Welt versuchen, dass er damit aufhört.

Durch gemeinsame Aktivitäten und liebevolle Zuwendung können sie zusätzlich das Sicherheitsgefühl der Kinder stärken.

Ins Handeln kommen - Aktivität ermöglichen

Manchmal fühlt man sich weniger hilflos, wenn man etwas tun kann, um die Situation zu verbessern. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern, ob es etwas gibt, was sie im Augenblick selbst tun könnten. Kinder könnten z. B. symbolisch eine Kerze anzünden und gemeinsam an die  betroffenen Menschen denken. Oder sie könnten in einem Brief aufschreiben, was sie den Menschen im Kriegsgebiet gerne mitteilen würden. Dies ist natürlich nur symbolisch, aber es hilft beim Verarbeiten. Evtl. könnten Sie auch Flüchtlingsorganisationen unterstützen.

Mögliche Reaktionen beachten

Kinder können in der aktuellen Situation unterschiedliche Reaktionen zeigen. Dazu gehören z. B. Konzentrationsschwierigkeiten, Alpträume, Ängstlichkeit, eine ausgeprägte Anhänglichkeit oder auch Gereiztheit und Aggressivität. Manche Kinder bringen ihre Befindlichkeit auch in Zeichnungen oder in ihrem Spiel zum Ausdruck. 

Solche Reaktionen sind zunächst normal, zeigen Sie Verständnis dafür. In den meisten Fällen klingen diese Reaktionen nach kurzer Zeit wieder ab. Wenn sie jedoch sehr stark ausgeprägt sein sollten oder mehrere Wochen anhalten, sollten Sie sich an eine Fachkraft wenden. Manchmal kann professionelle Unterstützung bei der Bewältigung des Erlebten notwendig sein. Scheuen Sie sich dann nicht, diese in Anspruch zu nehmen! Auch wenn Sie selbst verunsichert sind und weitere Fragen zum Umgang mit Ihren Kindern haben, sollten Sie fachlichen Rat einholen.

Erziehungsberatungsstellen sowie die Fachkräfte aus dem Bereich der (Schul-) Psychologie, der Schulseelsorge sowie der Schulsozialarbeit können sicherlich weitere Hinweise geben. Ein „Elterntelefon“ ist unter der Rufnummer 0800-111 0 550 erreichbar. Kinder und Jugendliche können sich zudem selbst jederzeit an die „Nummer gegen Kummer“ 116 111 wenden.

 

 

Entnommen aus:

unicef.de                                                                                                                           

Harald-Karutz.de                                                              

Kess-erziehen Eichstätt, Petra Hopf 08.03.2022

 

 

08.03.2022