Sowohl als auch – anders geht es nicht.

Stefan Einsiedel, Geschäftsführer für den Bereich Umweltethik am Zentrum für Globale Fragen an der Hochschule für Philosophie in München, beim Berger Forum.

Nach einer Darstellung der Fakten zu den Themen Armut und Klimawandel kam der Referent zu den Konsequenzen, die auch die Deutsche Bischofskonferenz aufgrund einer jüngst erfolgten Studie fordert. Institutionelle Reformen und individuelle Ethik müssen demzufolge Hand in Hand gehen und dürfen nicht als „Entweder – Oder“ in der Diskussion behandelt werden. Für den einzelnen wie für die Staatengemeinschaft gilt: Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und gemeinsam mit den anderen für alle sorgen; ansonsten geht das gemeinsame Boot Planet Erde unter. Stefan Einsiedel bezeichnete den indischen Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen und Papst Franziskus als zwei motivierende Vorbilder für jeden von uns. Und vertrauenswürdige Vorbilder braucht es, um die Frage „Was ist zu tun?“ richtig zu beantworten. „Die Gier der Menschen hat zugenommen“ konstatierte Einsiedel und lieferte als Beleg einen Umfragevergleich aus dem hervorgeht, dass „Haben“ und „Brauchen“ in den letzten Jahrzehnten exponentiell in der Ansicht der Bundesbürger gestiegen sind, wenn es darum geht, welche Dinge für ein gutes Leben wichtig sind. Um Schritte aus der Wachstumskrise gehen zu können, wird auch Kolping nicht müde, dem Beispiel des Gründers Adolph Kolping zu folgen und die Menschen für eine ressourcenschonende Lebensweise aus christlichem Glauben zu gewinnen. Besonders greifbar wurden die Wege, die man gehen kann, als Einsiedel von seinen Erfahrungen in Indien berichtete. Das Betreiben von Bio-Gasanlagen und das Kochen mit Herden, die über einen Kamin verfügen, stellen nicht nur eine Verbesserung der Lebensqualität vieler indischer Familien dar, sondern schonen auch die Umwelt. Diese Aktionen wurden von Privatleuten initiiert und können unterstützt oder nachgeahmt werden. „Oder“, so Einsiedel, „Sie kaufen Umweltzertifikate und versuchen so, den letzten Urlaubsflug wenigstens einigermaßen auszugleichen“. Kirche als gesellschaftlicher Akteur hat die Pflicht, weltweit Begegnungsorte anzubieten, sagte der Referent, und wurde von den Zuhörern auf die internationalen Partnerschaften von Kolping hingewiesen. Dort wird die Forderung bereits ein Stück weit eingelöst. Auch mit den vielen Bildungseinheiten, die unter dem Label Kolping weltweit angeboten werden, trägt der Sozialverband zur Stärkung der Demokratie und der Ermöglichung eines Lebens in Würde und Freiheit bei. Für die Kolpingsfamilie Berg bedankte sich ihr Vorsitzender Heinz Bügl ganz herzlich beim Referenten für seine kompetenten und aufrüttelnden Ausführungen. Sein „Vergelt’s Gott“ galt außerdem Pfarrer Martin Fuchs, der im Gottesdienst sehr eindringlich und bewegend auf die Situation von Honduras, das in diesem Jahr im Fokus des Weltgebetstages des Internationalen Kolpingwerks stand, hingewiesen hat.

26.10.2018