Das Wunder des Lebens – aus naturwissenschaftlicher Sicht und im Licht des Glaubens

Glaubens-, Bildungs- und Begegnungstag der Männer in Eichstätt Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube – diesem Spannungsverhältnis widmeten sich die Teilnehmer des Kolping-Glaubenstages unter Führung von Dr. Günter Viohl, dem ehemaligen Direktor des Jura-Museums.

Dr. Viohl startete mit einem großen Wurf, der die Entstehungsgeschichte der Erde und des Lebens auf ihr darstellte. Vesikel – Lipiddoppelmembran – Mitochondrien: Dr. Viohl ließ nichts aus, wenn es darum ging, Konkurrenz und Symbiose der Organismen zu beleuchten. Ein weiter Weg bis zum homo sapiens und erst recht bis zum Internet heutiger Tage. Über allem die Frage: Was sind die Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis? Der Referent widmete sich nach Darwin und seinen Nachfolgern den biblischen Schöpfungsberichten und führte aus, dass diese nicht als naturhistorische Erklärung zu verstehen seien. Den biblischen Autoren ging es vielmehr in der Aussage „… dass es gut war…“ darum, den Idealzustand der Welt im Gegensatz zur damaligen Zeitsituation darzustellen. Die Zusage der Gott-Ebenbildlichkeit war für die Menschen in der Zeit des babylonischen Exils eine lebenswichtige Botschaft. Nicht eine Vielzahl von Göttern bestimmte das Geschick, sondern der eine, ihnen zugewandte und fürsorgliche Gott, so Dr. Viohl. Dann ging Dr. Viohl auf den Sündenfall und die Erbsünde ein und spannte den Bogen bis zum Auftrag der Bewahrung der Schöpfung. In der Diskussion ging es den Teilnehmern darum, mit dem Referenten die Ursachen des Klimawandels und die Befürchtung zu besprechen, dass die Zivilisation in der heutigen Form dem Untergang geweiht sein könnte. Dr. Viohl zitierte die Enzykliken von Papst Franziskus und machte die Gier des Turbo-Kapitalismus als Triebfeder vieler negativer Entwicklungen aus. Da die falsche Ansicht, die Naturwissenschaft könne alles erklären, viele in der Vergangenheit vom Glauben abgebracht habe, wäre es heute sehr wichtig für die Kirche, eine Vorreiterrolle in der Bewahrung der Schöpfung einzunehmen und dies jungen Menschen zu vermitteln. Der Gott der Liebe, so Dr. Viohl, hat den Menschen die Freiheit gegeben, sich zu entscheiden; diese Freiheit darf nicht zur Abschottung gegeneinander, sondern muss zu gemeinsamem Handeln für die Bewahrung der Schöpfung führen.

Am Nachmittag führte der langjährige Leiter durch das Jura-Museum und zeigte die Schätze, die sich dort befinden. Dr. Viohl bezeichnete das Jura-Museum als große Chance, in den Menschen das Verständnis für das Woher und Wohin des Lebens zu wecken – eine Chance, die nicht vertan werden dürfe. Die Teilnehmer des Kolping-Glaubenstages, der der Bildung und Begegnung dient, stimmten der Forderung uneingeschränkt zu, die pädagogischen aber auch pastoralen Möglichkeiten des Jura-Museums zu erhalten und auszubauen.

Kolping-Diözesanpräses Dr. Stefan Killermann griff in seiner Predigt in der Kolping-Kapelle die Gedanken des Referenten auf und vertiefte sie durch die Auslegung des Evangeliums. Mit einer Geschichte, die ihm von der Oma als Kind erzählt wurde und die das Staunen über Gottes Schöpfung sehr gut zum Ausdruck brachte, beeindruckte der Domdekan die Teilnehmer des Glaubenstages.

Bei der abschließenden Kaffeerunde im Kolpinghaus konnten die Impulse des Tages noch einmal reflektiert werden. Der Geschäftsführer des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerkes, Ewald Kommer, dankte dem Referenten Dr. Viohl sowie Msgr. Dr. Killermann für ihre Denkanstöße und bestärkte die Teilnehmer darin, in ihren Gemeinden und Kolpingsfamilien vor Ort die Bewahrung der Schöpfung zu thematisieren und durch geeignete Aktivitäten zu untermauern.

13.11.2018